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Re¨Tron
Bekanntes Mitglied
Hi,
Der Spiegel hat hier einen sehr interessanten Artikel über die anonyme FS Börse Earthstation5 veröffentlicht.
LINK
Der Artikel wird nicht lange online sein, bzw. irgendwann kostenpflichtig, deswegen hier nochmals der ganze Text:
Der Spiegel spricht hier 2 SEHR wichtige Sachen an:
1) Was aber will ein Spammer überhaupt mit einem Filesharing-Netz?
und
2) Wir sind nicht sicher, was für eine Art Trick dieser Typ in Verbindung zu unserem Unternehmen abzieht, da wir ja keine Gebühren verlangen und auch keine Werbung verkaufen. Warum sollte der erzählen, er wäre mit uns verbunden? Vielleicht steckt die RIAA dahinter?"
Darüber darf spekuliert werden, ich jedenfalls finde es äusserst seltsam. Dass RIAA etwas grosses im Schilde führt sollte uns allen klar sein.
Der Spiegel hat hier einen sehr interessanten Artikel über die anonyme FS Börse Earthstation5 veröffentlicht.
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Der Artikel wird nicht lange online sein, bzw. irgendwann kostenpflichtig, deswegen hier nochmals der ganze Text:
Neues von der Palästina - Connection
Von Mario Sixtus
Steckt ein verurteilter Krimineller hinter der mysteriösen Filesharing-Börse Earthstation 5? Gibt es Verbindungen zur Spam-Szene? Die Spur führt von Israel nach Mexiko - und zu Stephen Michael Cohen, per Haftbefehl gesuchtem Ex-Halter der Domain Sex.com.
Die Tauschbörse Earthstation 5 (ES5) verspricht wahre Wunderdinge: Anonymisierung der Userdaten, Verschlüsselung, ein Angebot neuester Film- und Musikdateien und nicht zuletzt Sex-Videos. Das ganze gratis und werbefrei und juristisch unangreifbar, durch einen Unternehmenssitz in einem Flüchtlingslager innerhalb der palästinensischen Autonomiegebiete.
Doch ganz koscher scheint "ES5" nicht zu sein: SPIEGEL ONLINE berichtete. Unsere Nachforschungen förderten seinerzeit einen - offenbar nur virtuell existierenden - israelischen Internet-Provider namens Speednet zu Tage, stießen auf eine Earthstation V Ltd im Firmenregister des Steuerparadieses Vanuatu und führten schließlich zum real existierenden israelischen Telekommunikationsunternehmen Golden Lines, über dessen Netz die ES5-Daten angeblich ohne Wissen des Unternehmens in alle Welt geschleust wurden.
Seitdem ist viel passiert: Golden Lines stellte Strafanzeige gegen Unbekannt, die Staatsanwaltschaft ordnete die Durchsuchung der Golden-Lines-Firmenräume an und der israelische Generalstaatsanwalt Eljakim Rubinstein bekam Wind von unseren Recherchen und bat uns zu einem Gespräch. Schließlich übernahm sogar der Inlandsgeheimdienst Shin Beth die Ermittlungen.
Doch es geschah nichts. Nach nunmehr drei Monaten flitzen die ES5-Daten immer noch ungestört durch die Leitungen von Golden Lines und die Hausdurchsuchung ist nie durchgeführt worden.
Grund genug, bei einem anderen Anknüpfungspunkt der Geschichte weiterzuforschen: Bei einer Person, die sich Steve Taylor nennt und die in ES5-Pressemitteilungen mal als "amerikanischer Ansprechpartner" der P2P-Börse genannt wird, manchmal aber auch als Sprecher von "Speednet" auftritt. Die Fachzeitschrift "c't" beschreibt in ihrer heutigen Ausgabe 26/03 ausführlich diese Spurensuche im Datendschungel.
Am Anfang der Indizienkette stehen eine Telefonnummer in den Vereinigten Staaten und die E-Mailadresse steve@17***.com, die als Kontaktmöglichkeiten für "Steve Taylor" genannt werden. Unter der angegebenen Rufnummer meldet sich lediglich die Standardansage eines Anrufbeantworters.
Doch die Nummer findet sich in einem Eintrag eines Fachforums für Telekommunikation wieder. Dort bittet diesmal ein Stephen Cohen unter Angabe präzise dieser Telefonnummer um technische Hilfe auf dem Gebiet der IP-Telefonie. Die E-Mail-Adresse steve@baj***.net, die Cohen dort zusätzlich angibt, taucht wiederum auf einer Alumni-Seite des Abschlussjahrgangs 1966 der Van-Nuys-Highschool in Kalifornien auf. Im dazugehörigen Klassenalbum entdecken wir dann ein Foto des jungen Stephen M. Cohen.
Und der ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt: Stephen Michael Cohen gelangte 1995 mit Hilfe von gefälschten Dokumenten in den Besitz der Domain Sex.com. Fünf Jahre verdiente Cohen mit der dazugehörigen Porno-Website Unsummen (Schätzungen schwanken zwischen 40 und 100 Millionen Dollar), die sofort in ein undurchschaubares Flechtwerk aus Offshore-Firmen flossen, bis er schließlich im Jahr 2000 gerichtlich zur Herausgabe der Domain und zur Zahlung von 65 Millionen Dollar an den rechtmäßigen Eigentümer Gary Kremen verurteilt wurde. Cohen entzog sich der Zahlung durch eine Flucht nach Mexiko. Seit 2001 wird er von den amerikanischen Strafverfolgungsbehörden per Haftbefehl gesucht.
Was will ein Spammer mit einer P2P-Börse?
Sollte es wirklich eine direkte Verbindung zwischen den palästinensischen Peer-to-Peer-Piraten und dem Cybersquatter und Porno-Industriellen Cohen geben?
Vieles spricht dafür: Eine Suche in den kalifornischen Telefonverzeichnissen, ein Studium der Prozessunterlagen und eine Kontaktaufnahme mit ehemaligen Schulkameraden belegen, dass es sich hier wirklich um genau diesen Stephen Michael Cohen handelt.
Die Domain baj***.net ist auf die Pac Net S.A. in Mexiko registriert. Und siehe da: Bei Pac Net handelt es sich wiederum um Cohens Firma in seinem Zufluchtsort Tijuana. Pac Net gibt sich nach außen als seriöser ISP, verdient sein Geld aber auch durch den Massenversand von unerwünschter E-Mail-Werbung, mit Spam. Inzwischen gehen die mexikanischen Behörden gegen das weltweit spammende Unternehmen vor.
Kaum Zweifel: Cohen ist "Taylor"
Und noch etwas: Auf öffentlichen PGP-Keyservern ist Stephen Cohens E-Mail-Adresse mit "steve@17***.com" angegeben - der Adresse des Earthstation-5-Sprechers "Steve Taylor".
Die letzten Zweifel an der Palästina-Mexiko-Connection scheinen zu schwinden, als wir den Header einer E-Mail von Ras Kabir, dem "Präsidenten" von Earthstation 5, einer genaueren Analyse unterziehen: Die Mail fand ihren Weg zu uns ausgerechnet über die Server von Pac Net, über die sonst millionenfach Werbebotschaften für Viagra und Videoflirts verschickt werden.
Von all dem weiß Ras Kabir angeblich gar nichts. Auf die Frage zu seiner Verbindung mit Cohen antwortet er: "Ich habe etliche E-Mail-Anfragen nach dieser Person erhalten. Ich habe noch nie von ihm gehört und unser Unternehmen ist mit ihm in keiner Weise verbunden."
Earthstation 5-Chef Kabir bittet gar um Unterstützung: "Wenn Sie diesen Mann kennen, gegen Sie uns bitte Ihre Informationen. Wir wüssten gern, ob dieser Mann angibt, mit uns in Verbindung zu stehen. Wir sind nicht sicher, was für eine Art Trick dieser Typ in Verbindung zu unserem Unternehmen abzieht, da wir ja keine Gebühren verlangen und auch keine Werbung verkaufen. Warum sollte der erzählen, er wäre mit uns verbunden? Vielleicht steckt die RIAA dahinter?"
Was bleibt da unter dem Strich? Hier ein Grüppchen von Filesharing-Freaks im Nahen Osten, das angeblich die Welt mit Gratis-Musik und -Filmen beglücken will. Dort ein millionenschwerer, flüchtiger Krimineller, der die Welt mit Spam beglückt. Und beide Parteien teilen sich die gleichen Telefonnummern, E-Mail-Adressen und Mail-Server, kennen sich aber angeblich gar nicht. Das hat mehr als nur ein "G'schmäckle".
Was aber will ein Spammer überhaupt mit einem Filesharing-Netz? Darüber darf nachdenken, wer mag. Wir werden das auch tun und bleiben dran. Fortsetzung folgt...
unter Mitarbeit von Oliver Eberhardt
Der Spiegel spricht hier 2 SEHR wichtige Sachen an:
1) Was aber will ein Spammer überhaupt mit einem Filesharing-Netz?
und
2) Wir sind nicht sicher, was für eine Art Trick dieser Typ in Verbindung zu unserem Unternehmen abzieht, da wir ja keine Gebühren verlangen und auch keine Werbung verkaufen. Warum sollte der erzählen, er wäre mit uns verbunden? Vielleicht steckt die RIAA dahinter?"
Darüber darf spekuliert werden, ich jedenfalls finde es äusserst seltsam. Dass RIAA etwas grosses im Schilde führt sollte uns allen klar sein.