Hubraum und PS

Was hat das eigentlich zu bedeuten wenn Fahrzeuge weniger Ps bei mehr Hubraum haben ?

Ich habe ein Fahrzeug mit 85 (ursprünglich 90) PS und 1600 cm³ Hubraum (aktuell ~ 180 kmh).
Während ein Kollege über 120 PS hat, aber nur knapp 1400 cm³ (akt. ~ 200 kmh).

Der will sich jetzt ein Auto holen mit 75 PS und 1800 cm³.

Ich hab ja nich sooo viel Ahnung von Autos.
Aber irgendwie kapier ich diese Rechnung nicht.
Ich dachte je mehr Hubraum, desto leistungsstärker ist das Fahrzeug ? (also auch mehr PS)

Was ist denn nun Referenz für die echte Leistung ?

Mir ist auch aufgefallen, dass der Wagen vom Kollegen fast doppelt so viel Sprit frisst wie meiner,
obwohl ich 200 cm³ mehr Hubraum habe... (aber da wird wol nur sein Motor im Arsch sein)
(er schafft mit 45L fast 400 Km, meiner schafft mit 55L mehr als das doppelte)


Okey meiner ist langsamer, trotz 1600 cm³.
Aber ist halt ne Limo und drauf ausgelegt schwere Lasten zu befördern (Familie, Gepäck).
Nen Laster ist trotz 300 PS ja auch langsamer als ich mit meinen 85 PS. Dafür zieht er ordentlich.

Aber wieso haben manche Autos mehr Hubraum aber dennoch weniger PS als andere ?
Ein "größerer" Motor (Hubraum) aber dennoch weniger Leistung (PS) ? Das verstehe ich nicht.
Wie kann ein Fahrzeug mit 1800 cm³ nur 75 PS haben ?

Also zumindest mal, bei gleicher PS-Zahl musst Du die Karre mit weniger Hubraum wesentlich höher orgeln als die andere. Will heissen, bei weniger Hub liegt die max. Leistung in Höheren Drehzahlregionen.

Mein Mopped z.B. hat 850 ccm bei 83 PS ( 2 Zyl ), n Kumpel 600ccm bei 92 PS ( 4-Zyl. ).
Während ich gemütlich bis max. 4-5000 U/min drehe muss er richtig am Hahn drehen um mitzuhalten.

Harleyfahrer mit ihren 1338 ccm drehen noch niederiger und haben richtig Bums von unter heraus.

Ein schönes Beispiel sind doch die Amis, die bis vor wenigen Jahren aus vielen Litern Hubraum nur wenige PS rausholten

Ein anderes Beispiel sind die Schweden. Volvo hat gute Techniker, die z.B. aus einem 1,6l-Diesel schon deutlich über 100 PS kitzeln.

Ein großer Hubraum hat, wie Gunny Highway schon schrieb, eine frühere Leistungsentfaltung (höheres Drehmoment schon bei niedrigen Drehzahlen) zur Folge. Allerdings will der größere Motor auch mit entsprechend mehr Kraftstoff gefüttert werden (natürlich alles im Verhältnis zur Fahrweise, Gewicht, Kraftstoffart und anderen tausenden Faktoren).

Kurz und knapp: mehr Hubraum = mehr Durchzugskraft, mehr Spaß, aber auch ein höherer Verbrauch; die PS-Zahl hängt nur indirekt davon ab, je nach Technik.

Das ist so auch nicht ganz richtig. Prinzipiell könnte man aus sehr grossem Hubraum sehr effizient Leistung gewinnen, sprich einen sehr sparsamen Motor bauen, mit meinetwegen 8 Litern Hubraum, 75 PS und einem satten Drehmonent bei sehr nierdrigen Drehzahlen.
Aber zum einen die deutsche/europäische "Unsitte", die Kfz-Steuer am Motorvolumen festzumachen, sowie die Tatsache, daß so ein Monster-Motor nur schwer in einen VW Lupo unterzubringen ist, lässt die Entwickler eben eher in die Richtung gehen, aus möglichst kleinem Hubraum durch hohe Motordrehzahlen, Aufladung, Rekompression etc möglichst viel Leistung zu kitzeln. Das geht letztlich auf den Verschleiss und die Zuverlässigkeit des Systems. Aber so ein Motor muss heutzutage ja keine 300.000 km mehr halten, weil viele nach spätestens 70.000km und fünf Jahren sich eh ein neues, schickeres Modell wünschen. Von den Autos, die aufgrund von Unfällen etc eh nicht lange genug leben, um solche Laufleitstungen zusammen zu kriegen mal ganz abgesehen. Und die Industrie hat natürlich auch mehr davon, einem Autokäufer im Laufe der Zeit zwei, fünf oder zehn Autos zu verkaufen, statt nur ein einziges...

Mit der Entwicklung von Hubkolbenmotoren haben sich schon Generationen von Entwicklungsingeniuren befasst, und trotzdem gibt es keine goldene Regel! Wie Lambo-Benni schon schrieb gibt es da tausende von Faktoren. Die müssen auch nicht nur technischer Natur sein, auch kaufmännische Aspekte müssen dabei berücksichtigt werden. So kann es sein das in ein Modell ein älterer Motor eingebaut wird, dadurch lassen sich natürlich Entwicklungskosten sparen, die Fertigungsstraße ist auch schon vorhanden, deshalb kann das Fahrzeug günstig angeboten werden.
Die Technologie ist natürlich auch entscheidend, ein moderner Motor mit Vierventilzylinderkopf, Einspritzanlage, variabler Nockenwellensteuerung, Klopfsensor, usw. kann natürlich viel leistungsfähiger sein als ein 30Jahre alter mit untenliegender Nockenwelle und Vergaser. Außerdem gilt heutzutage mehr den je die Auslegung auf einen Möglichst geringen Verbrauch. Dies führt zu kleineren Motoren mit höherer spezifischer Leistung, den je weniger und leichtere Teile bewegt werden müssen umso niedriger sind die Reibungsverluste im Motor ( Deshalb setzt z.B. Daihatsu schon lange bei den Kleinwagen einen Dreizylinder ein, der als sehr effizient gilt. Auch OPEL/Peugeot/Tojota/VW setzen Dreizylinder ein.)
Auch der Trend zu aufgeladenen Triebwerken ist von daher logisch, denn der Turbolader nutzt die im Restabgas enthaltene Energie, die bei Saugmotoren nutzlos zur Erderwärmung beiträgt. Turbomotoren können zudem extrem leistungsfähig sein, die Formel 1 Motoren erreichten seinerzeit weit über 1000PS aus popeligen 1,5 L Vierzylindern. Die haben dann allerdings auch nur 200Km gehalten.

gruß schraddeler