Empfehlung: Mark Knopfler Tour 2010

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Hifiman

Hifiman

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Nach gefühlten 150 Jahren ohne MK war am Montag für mich mal Geburtstag, Weihnachten, Hochzeit, Abi und Bundelsliga-Finale an einem Tag: Mark Knopfler Konzert in der Frankfurter Festhalle.

Ich weiß nicht, ob es hier viele Knopfler Fans gibt, aber auch denen, die es bisher geschafft haben, sich den über 3 Jahrzehnten seiner Musik zu entziehen, sei gesagt, dass ein Knopfler Konzert auch heute noch eine Demonstration dessen ist, was man mit ein paar gewöhnlichen Instrumenten, ein paar Lautsprechern und einer Bühne für eine wahnsinnig gute Musik machen kann.

Kann das jemand nachvollziehen? In Zeiten von gesichtsloser Kommerzmusik im Radio und TV, von einer Welle an immergleichem Deutschpop und -rock, von lächerlichen Castingshows und sinnfreiem Hu-Ha-Hei ist mir als Musikfanatiker so ein Konzert in seiner Wichtigkeit nicht in Gold aufzuwiegen. Es zeigt mir in leider viel zu großen Abständen doch immer noch, dass ich mit meinen Ansprüchen an handgemachte, ehrliche, technisch einwandfreie Musik mit Herz immerhin nicht so ganz ins leere laufe. Es gibt sie noch! Nicht mehr oft, aber es gibt sie noch!

30 Jahre, 120 Mio verkaufte Platten, volle Hallen. Wie das geht? Ganz einfach. Bühne, Barhocker, Knopfler drauf, 7 begnadete Musiker hinter ihm, rote Fender Strat dazu, Mikro an, fertig. 8.000 Leute stehen Kopf. 8.000 Leute, die im Schnitt geschätzte 40-50 sind wohlgemerkt.
Er braucht keinen Anheizer, er braucht keine Lichtershow, er braucht keine Bühnendekoration. Er braucht Natürlichkeit. Einen schiefen Ton in der Stimme, Publikum, dass ihm zuhört anstatt zu tausenden Fummelhandys hochzuhalten und sein Dasein auf 3 fp/s festzuhalten. Mehr nicht. Und: Keiner der Anwesenden hatte einen Funken mehr erwartet.

Get Lucky Tour 2010 - Ein von der Setlist her meinen Geschmack zu 100,0% treffendes Mix aus Solotiteln und Dire Straits Klassikern. Lediglich der Opener war mit "Border Reiver" vorhersehbar, dann folgten in bunter Reihenfolge leisere und lautere Titel von nahezu allen Alben seiner Karriere. keine Reihenfolge, keine Sortierung, einfach schön drauflosgespielt. Passt.
Spürbar erhöhte Begeisterung nach "Romeo and Juliet", dann mitreißender Rock mit wahnsinnigem Intrumenten-Part bei "Speedway At Nazareth". Andächtiges Schweigen in der Halle bei "Prairie Wedding", Stimmungshöhepunkt nach auch meinem persönlichen Alltime-Favoriten "Telegraph Road". In voller Länge gespielt (17 Minuten). Nur für diesen Titel hätte ich die knapp 70 Euro Eintritt schon bezahlt. Eingestreute Stücke wie "Marble Town" oder "Get Lucky". "Sultans Of Swing? Logisch. "Brothers In Arms"? Klar. Nach knapp 2 Stunden war nach der dritten Zugabe "Piper To The End" Schluss.

Mark Knopfler zeichnet sich zweifellos durch die absolute musikalische Qualität aus, die erst recht im Zusammenspiel von erwähnten 8 Weltklasse Musikern deutlich wird. Da wirkt kein Instrument aufgesetzt, kein Flötensolo kitschig. Ein Kontrabass wirkt optisch etwas ungewohnt, passt sich aber nahtlos und extrem feinfühlig ins musikalische Gesamtbild des Abends ein. Übertriebene Improvisationen spart sich el Maestro ebenso wie die wiederholte Demonstration seiner über jeden Zweifel erhabenen Fähigkeiten an der Stratocaster durch langezogene Soli.
Lediglich seine stimmlichen Fähigkeiten, die zu keiner Zeit seiner Karriere berauschten, vor allem live nicht, hängen deutlich hinter dem instrumentalen Niveau.

Ein Wehrmutstropfen bleibt - Mark Knopfler ist über 60. Dass das noch kein Alter ist, in dem gestandene Profis Lust und Können verlieren, zeigen andere Künstler (Chris Rea, Hooters, Clapton...). Trotzdem wird man auf der aktuellen Tour des Gitarrenmeisters aus Glasgow das Gefühl nicht los, mit ihm altere auch sein absoluter Wille, aus seinen Werkzeugen immer wieder überraschendes und neues herauszuholen. Die markanten Solopassagen, Riffs und Melodien spielt Knopfler aus dem FF, mehr aber kaum. Virtuos ist anders, seelenverwoben wirkt es nicht mehr. Man möchte ihm bei den minutenlangen Gitarrenpassagen von Sultans of Swing oder Telegraph Road zurufen "Mensch, steh doch mal auf und gib Gas!". Er lässt keinen Zweifel an seinem Können aufkommen, verspielt sich nicht, und wenn es kompliziert wird, packt er die Strat mit am Griffbrett montierter Minikamera aus, lässt das Bild an eine extra dafür über der Bühne enthüllte und danach wieder verdeckte Leinwand werfen, als wolle er sagen "Dass mir hinterher keiner sagt, ich kann das nicht mehr". Aber er lässt es doch deutlich langsamer angehen mittlerweile.
Es mag zum Gesamtbild des Auftrittes passen, aber es zeigt nicht das ultimative Gitarrenspiel der 80er und frühen 90er, für das er noch heute als einer der besten Gitarristen der Welt gilt.

Trotzdem: Wer überlegt, sich eine der noch folgenden Shows anzugucken, der sollte keine Sekunde überlegen, sondern sich eine Karte kaufen. Mark Knopfler ist eine Institution an er Stratocaster, eine Legende durch die vielen Hits und ein Gott sei Dank noch live auftretendes Beispiel dafür, dass Musik nicht aus Synthesizern, sägenden Gitarren und hämmerndem Beat bestehen muss, um erfolgreich zu sein. Schöne Melodien, technisch perfekte Musiker, Charisma und ein Gefühl für musikalisches Zusammenspiel genügt und kann auch in der klanglich nicht sonderlich berauschenden Frankfurter Festhalle, die an diesem Abend obendrein noch völlig überhitzt war, noch tausende von Zuhörern dazu bewegen, mächtig Stimmung zu machen.

Übrigens: Die aktuelle Tour wird von einem Anbieter begleitet, der die Shows vor Ort aufzeichnet und hinterher direkt in der Halle auf USB-Sticks (MP3 Format in 320 kb/s für 25 Euro) verkauft.
Ich habe mir den Stick gekauft und war überrascht von der guten Klangqualität der Aufnahme und der ordentlichen Platzierung der Mikrofone in der Halle. Weder einzelne Instrumente stechen hervor, noch hört man das Publikum zu laut oder zu leise.
Eine sehr schöne Sache wie ich finde.

Mein Tipp für diesen Sommer. Hingehen, genießen. Einen Abend mal nicht das verdummende Gelullere aus dem Radio hören, sondern richtig gute Musik genießen. Eine absolute Empfehlung.
 
  • Empfehlung: Mark Knopfler Tour 2010 Beitrag #2
Goerds8

Goerds8

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Ich weiß nicht, ob es hier viele Knopfler Fans gibt

Ja hier, genial der Mann, muß mal wieder die Dire Straits CD raussuchen.
Liebend gerne würde ich mir das Konzert auch geben, aber weder zeitlich noch finanz. sieht es gar nicht so gut aus.
 
  • Empfehlung: Mark Knopfler Tour 2010 Beitrag #3
Egal88

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hinter'm Mond ...
Ich habe ja vor etlichen Jahren die Dire Straits live in Köln gesehen, und war begeistert.
Nach deinem mitreißenden Tourbericht (beim Gedanken an "Telegraph Road" kriege ich eine Gänsehaut) bin ich drauf und dran, hinzugehen. Noch gibt's Karten...
 
  • Empfehlung: Mark Knopfler Tour 2010 Beitrag #4
Hifiman

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Ja, tu das. Wirst es nicht bereuen.
Ich überlege noch, nach Mannheim zu fahren. Es wird an einr Hand abzählbar sein, wie viele Gelegenheiten man im Leben noch haben wird, ihn live zu sehen.
 
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