* Können Biokraftstoffe der ersten Generation tatsächlich zur Reduzierung der Treibhausgase beitragen? Im Prinzip entstehen durch Biokraftstoffe keine Kohlenstoffe, jedoch haben einige Studien gezeigt, dass Biokraftstoffe letztlich mehr Treibhausgase freisetzen als herkömmliche Kraftstoffe, wenn man die während der Herstellung durch die Landwirtschaft, den Transport und die Verarbeitung entstehenden Ausstöße einbezieht.
Ich denke hier wurden Äpfel mit Birnen verglichen, denn ich vermute bei der Beurteilung der Biokraftstoffe wurden Herstellung, Transport und Verarbeitung berücksichtigt, bei fossilem Material jedoch nicht.
* Können Biokraftstoffe der ersten Generation mit herkömmlichen fossilen Kraftstoffen konkurrieren? Der in der EU hergestellte Biodiesel ist nur bei Ölpreisen, die über 60 Euro pro Barrel liegen, konkurrenzfähig und damit die Nutzung von Bioethanol lukrativ ist, müssten die Ölpreise sogar 90 Euro pro Barrel betragen.
Es geht nicht hervor, wie der Redakteur dieses Artikel auf diese Grenzen kommt und warum die Spanne zwischen "konkurrenzfähig" und "lukrativ" so gewaltig (50%) beträgt. Wo ist der Break-Even-Point? Es sollte vielleicht auch bedacht werden, dass Rohstoffe wie Raps, Zuckerrüben reproduzierbar sind, fossiles Material wie Erdöl geht mal zuende. :ja:
* Verursachen Biokraftstoffe der ersten Generation höhere Lebensmittelpreise? Die Herstellung von Biodiesel hat in großem Maße zu einem gesteigerten Verbrauch von Rapssamen in der EU beigetragen und so die Preise für Speiseöle stark angehoben. Der gesteigerte Verbrauch von Biokraftstoffen könnte auch zu einer gesteigerten Produktion und höherem Verbrauch von Ethanol, und somit zu erhöhten Zuckerpreisen, führen.
Klar, dass sind Angebot und Nachfrage. Die sind aber deutlicher träger und eigentlich auch kontrollierter zu handeln als der Rohölpreis. Gibt's Krieg im Golfgebiet, Sturm im Golf von Mexiko oder Machtwechsel in Venezuela, ist der Ölpreis schneller auf einem hohen Niveau als man kucken kann.
Rapsöl (Speiseöl) ist hier immernoch sehr günstig und einiges gesünder als Oliven- bzw. Sonnenblumenöl durch höheren Anteil einfach ungesättigter (Ölsäure) bzw. mehrfach ungesättigter (Linolsäure, alpha-Linolensäure) Fettsäuren. Nicht nur der Bedarf der Biodiesel-Produktion ist gestiegen, auch die Nachfrage nach Speiseöl aus Rapssamen oder die Verwendung von kaltgepresstem Rapsöl als Brenn- und Schmierstoff bzw. in der Margarine-Produktion.
Die Verwendung ansich von Rapssamen als Brenn- und Schnierstoff ist ja nicht neu, sondern entstand im 17./18.Jhd. Verdrängt durch andere, fossile Brennstoffe (z.B. Mineralöle), kam die Renaissance ja erst Mitte der Siebziger des 20 Jhd.
Die Verfahren zur Verarbeitung von Rapssamen werden ständig verbessert.
Die Verwendung als Lebensmittel z.B. ist noch sehr jung, da erst in jüngster Zeit Bitterstoffe und andere Inhaltstoffe "ausgezüchtet" wurden.
* Sind die Biokraftstoffe der ersten Generation „sauberer“ als herkömmliche fossile Brennstoffe? Um das 5,75%-Ziel zu erreichen, muss Europa auf Ethanolimporte aus Brasilien, wo das Amazonasgebiet abgerodet wird, um mehr Platz für den Anbau von Zucker und Sojabohnen zu haben, und aus Indonesien, wo durch die Abholzung des Regenwalds Palmölplantagen entstehen, zurückgreifen. Einige Umweltgruppen bezeichnen die Biokraftstoffe der ersten Generation bereits als „Abholzungsdiesel“ (deforestation diesel), um zu verdeutlichen, dass die Biokraftstoffe der ersten Generation ihr eigentliches Ziel, die Umwelt zu schützen, nicht erreichen können.
Abholzung ist generell nicht gut, das stimmt natürlich. Jedoch ist man ja eigentlich nicht auf Importe aus diesen Gebieten angewiesen. Dass die Produktion in Brasilien von Bio-Ethanol aus Zuckerrohr billiger ist als die Produktion in Europa aus Getreide und Zuckerrüben, ist für mich nachvollziehbar.
Und das ausgerechnet DER ZUCKER zur Herstellung von Biokraftstoff in Indonesien gewonnen wird, wage ich stark zu bezweifeln. Der Import von dort, hat IMHO marktpolitische Gründe, die schon bei der Subventionierung in der Zuckerproduktion in der EU ihren Ursprung haben.
Die EU z.B. schüttet ihren produzierten Zucker zuhauf über Afrika und macht dort regionale Bauern kaputt, andererseits importiert sie Dumping-Zucker.
Die Herstellung von Bio-Ethanol dafür verantwortlich zu machen, halte ich für schlichtweg falsch. :ja:
E85 ist z.B. ein Bio-Kraftstoff, der hier ohne Probleme auch inkl. der Rohstoffe (Roggen, Triticale) produziert werden kann.
Die Quoten der Beimischung von Bio-Ethanol zu "normalem" Benzin wird im Biokraftstoffquotengesetz (
BioKraftQuG) geregelt, bei Diesel (4,4%) und bei Benzin (2%)
@Goerds8
Nicht allein die Beimischung macht das jetzt unbedingt aus, denn einige Mineralölkonzerne haben das schon einige Zeit an ihren Tanken gemacht.
Die Euronorm EN DIN 228 lässt es zu, dem herkömmlichen Benzin bis zu 5 % Ethanol beizumischen (E5). Dies wird auch heute schon praktiziert, allerdings liegt der Ethanolanteil in Deutschland erst bei etwa 2 %. Normale Benzinmotoren können ohne Modifikation mit E10 (10% Ethanol) betrieben werden. In einigen EU-Ländern (z. B. Polen, Tschechien, Deutschland) wird eine Zwangsbeimischung von Bioethanol geprüft (Deutschland: Biokraftstoffquotengesetz BioKraftQuG vom 18.12.2006 -
http://www.bgblportal.de/BGBL/bgbl1f/bgbl106s3180.pdf). In den USA wird bereits größtenteils E10 eingesetzt. Durch geringe Umbaukosten (ca. 30 €) kann auch E25 getankt werden. Brasilien mischt bereits 25 % Ethanol ins Normalbenzin, welches dort auch Pflicht ist und von den gewöhnlichen Autos vertragen wird. Die Hälfte aller dortigen PKW fahren bereits mit E85, 2 % sogar mit E100. Motoren, die mit reinem Alkohol betrieben werden können, werden in Brasilien in der Automobilindustrie seit 1979 für den Straßenverkehr und seit 2005 für Kleinflugzeuge verkauft. Japan will bald bis zu 10 % beimischen und verhandelt derzeit mit Brasilien über Alkohollieferungen.
Der
neuerliche Besteuerung für Bio-Kraftstoffe hebt den Preis an.
Leider funkt da der Bund wieder dem sich entwickelnden Mittelstand dazwischen und spielt somit indirekt auch den Mineralölkonzernen wieder in die Hände.