Deine Kritik ist oft gehört und von Dir gut formuliert; wenn man aber genauer darüber nachdenkt ist sie eigentlich nicht besonders stichhaltig. Vielmehr könnte man vergleichbar abfällig sagen, dass sich bei "Let's dance" (im letzten Jahr für den Grimme Preis nominiert) die "Promis" mit monetären Lockmitteln in einen kameraüberwachten Tanzkurs locken lassen. Beim Sport, z.B. bei Skiwettbewerben, bringen sie sich mit monetären Lockmitteln in Lebensgefahr. Beim Boxen, schlagen sie sich für monetäre Lockmittel die Rübe ein. Beim Fußball laufen 22 Mann aufgrund monetärer Lockmittel einem Ball hinterher. Selbst bei irgendwelchen Serien die Preise abräumen (z.B. "Doctors Diary" ebenfalls den Grimme Preis für Unterhaltung bekommen) werden Alltagsprobleme spektakulär aufbereitet und nachgeahmt und zwar aufgrund monetärer Lockmittel.
Bei dieser überwältigenden Lage an Beispielen ist es doch vielmehr an den Kritikern zu erklären was nun genau am Dschungelcamp anders und "böser" ist? Warum sind die von Dir genannten Extremsituationen etwas, für das man keine "monetären Lockmittel" einsetzen darf?
Dass meine Argumente stichhaltig sind, zeigt allein deine Reaktion. Skispringer wissen in der Regel, was sie machen (müssen), Boxer und Fussballspieler ebenso. Für die ist das kein aus der Not geborener Seelenstriptease, also ganz andere Situationen, die hier nicht vergleichbar sind.
Dass ich mir das Dschungelcamp exemplarisch rausgepickt habe und meine Zweifel an einer Grimme-Preis-Nominierung verkündete, heisst ja noch lange nicht, dass ich auch andere Nominierungen im Zweifel fragwürdig finde.
Die Frage ist demnach schon, was macht das Dschungelcamp nach 10 Jahren vorbildlicher als zuvor? Dass die Produktion Geld einsetzen darf, um mit ihrem Format erfolgreich zusein, steht außer Frage. Nur hat das nichts mit der Preiswürdigkeit für diesen einen Preis zu tun.
Als ich aus durch die mediale Berichterstattung angestacheltem Interesse einige Ausgaben der fünfte Staffel sah, wurde mir klar, dass es in der Sendung im Grunde nicht um die Insekten, die Kamelpenisse und die Kotzfrüchte geht und auch nicht um die mehr oder weniger vorhandene Prominenz der Mitspieler. Es geht vielmehr allein darum wer die Menschen dort, die man vielleicht zum Teil irgendwo schonmal gesehen hat, in Wahrheit sind. Die Zuschauer bewerten die Antworten die die Mitspieler auf diese Frage geben. Nicht wer die meisten Kamelhoden gegessen hat, sondern wer auf die Antwort der von mir genannten Frage ein konsistentes Bild abgibt, hat auch bei den Zuschauern eine Chance. Für dieses Spiel lassen sich die Kandidaten verpflichten. Diese Idee und ihre Umsetzung finde ich innovativ und unterhaltsam. Und deshalb und vielleicht auch weil es einige Zeit gedauert hat bis auch Menschen wie meiner einer das erkannt haben, finde ich sie sogar preiswürdig.
Hier äußerst du dich das erste Mal zu deiner Intention, warum du das Format als preiswürdig empfindest. Mit Verlaub, es mag augenscheinlich einen Sinn ergeben, ich halte diesen aber für konstruiert zur Rechtfertigung, wie es ausgerechnet in diesem Jahr eine Hand voll Kolumnisten, als auch die Autoren der Sendung (Haas/Beisenherz) ebenso tun. Bis letztes Jahr, auch nach der nun nominierten Staffel hat sich das geballte Feuilleton mit Ekel dazu geäußert, nun meinen einige das Ei des Kolumbus gefunden zu haben.
Ziel ist es, Personen mit unterschiedlichen Charakteren, die auf dem absteigenden Ast sind, aufeinander loszulassen und hoffen, dass es kracht, denn das macht Quote. So ähnlich hat es Sonja Zietlows Ehemann Haas auch kurz und knapp beschrieben.
Helmut Berger hat dies wahrscheinlich sehr schnell begriffen und ist mit seinen 120.000€ über alle Berge, eine Mindestbleibedauer gibt's ja nicht.
Was solche Preise im Zweifel noch wert sind, fragt man sich angesichts einer Verleihung des Integrationspreises (Bambi) an Bushido.
Wie schon gesagt, es geht nicht um etwas interessante Unterhaltung für den Einzelnen, sondern um eine Vorbildwirkung.
Für solche Formate gibt es ja ansich genügend andere Preise von Media Control oder Burda.
Wenn man noch genauer darüber nachdenkt, dann komme ich zu dem Schluss, dass ihr beide Recht habt. (Die Wahrheit ist, es gibt keine Wahrheit).
Was passt hier also nicht ins Bild. Es ist der Grimme-Preis himself. Der Grimme Preis ist ein Anachronismus und kann mit seinen hohen Ansprüchen nirgends mehr andocken. Alles ist schon gedacht worden.
Alles was jetzt noch kommt ist ein Abklatsch vom Abklatsch. Alter Wein in neuen Schläuchen. Das neue I-Phone, jetzt noch bunter....
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Hier gebe ich dir recht. Sie werfen ihre eigenen Leitziele über Board.
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Meinst du ernsthaft, dass solche wegen des vermeintlichen Sinn des Spiels in den Dschungel gezogen sind? Mit Ausnahme von Olivia war es das letzte Aufgebot an Unbekannten in dieser Staffel; und Frau Jones wiederum hat ne gesunde Nase fürs Geld....
Wobei ich hier Fakemac beipflichten muss, es spielt weniger eine Rolle, was fürn Promi da drin ist. Absolute Medienprofis auf der Höhe der Zeit sind nicht gewünscht, die würden höchstwahrscheinlich nicht aus der Rolle fallen. Der Seelenstriptease ist ja ausdrücklich gewünscht, für Grimme-Preis würdig halte ich das aber keinesfalls.